Beschreibung
Der Schwerpunkt dieses Buches liegt auf der Beschreibung der Aufdeckung, Aufklärung und Untersuchung von Serienmorden, die die Bevölkerung der DDR in Angst und Schrecken versetzten. Allerdings waren Serienmorde in der DDR nicht an der Tagesordnung. Die Gesamtkriminalität in der DDR war im Vergleich zur BRD deutlich niedriger.
Vereinzelt widmeten sich einige Autoren (und Filmemacher) schon den Serienmördern der DDR, aber ein monographisches, populärwissenschaftliches Buch zu diesem überaus spannenden Thema fehlt bisher. Diese Arbeit möchte ein weiterer Baustein zur Erforschung der Kriminalgeschichte der DDR und damit Deutschlands sein und interessante Unterschiede und Gemeinsamkeiten bei dieser Art von Tötungsverbrechen zwischen den einzelnen Gesellschaftsordnungen (DDR und BRD) aufzeigen.
Eine chronologische Gliederung schien bei den wenigen Straftätern vertretbar. Die Rekonstruktion der Taten gelang dank zeitgenössischer kriminalistischer und forensischer Berichte, bereits veröffentlichten Quellenmaterials, Zeitungsberichten und einzelnen Aufsätzen. Die Untersuchung der Taten erbrachte darüber hinaus Hinweise auf die jeweiligen Täter, deren Profile vereinzelt forensisch-psychiatrisch vorgestellt werden. Aus Respekt vor den Opfern und deren Familien wurden alle Klarnamen verfremdet.
Die Kriminalistik der DDR sprach nicht von Serienstraftaten, sondern bezeichnete diese Art der Kriminalität als Brennpunkte“. Sensationsheischende Presseveröffentlichungen oder gar die Erwähnung von Täterwissen durch Polizisten oder Staatsanwälte war den Behörden der DDR fremd (was man mittlerweile auch im geeinten Deutschland erkannt hat). Zudem wollte man mit Presseveröffentlichungen nicht die Bevölkerung verunsichern. Daß eine zielgerichtete, objektive Presseberichterstattung genügte, zeigen die Aufklärungsquoten der DDR-Kriminalisten, die bei Tötungsverbrechen im Durchschnitt bei 97 bis 98 Prozent lagen. Nicht selten wurde in den regionalen Tatortbereichen (Bezirken und Kreisen), bei kriminalistischen Notwendigkeiten, maßgeblich die Öffentlichkeit in die Ermittlungsarbeit einbezogen. Das geschah über Fahndungsaufrufe via Lautsprecher, Plakatierungen oder im Fernsehen bei „Kripo live“. Zahlreiche Beispiele belegen die Erfolge dieser Herangehensweise. Auch im Fall Hagedorn und weiteren Fällen griff man auf eine verstärkte Öffentlichkeitsarbeit zurück.
Zum Inhalt
Massenmörder – Brennpunkttäter – Serienmörder
1. Hilmar Swinka – Der Beziehungsmörder (Berlin, Drei Frauenmorde 1969/Hinrichtung 1970)
2. Erwin Hagedorn – Der Kindesmörder von Eberswalde (Drei Kindesmorde 1969-1971/Hinrichtung 1972)
3. Peter Albrecht – Der „Ripper von Magdeburg“ (DDR, drei Morde: 1973/Haft bis 1991/BRD, Mord: 1995/Haft bis 2008/Heute auf freiem Fuß)
4. Angelika O. – Die sechsfache Babymörderin von Zeulenroda (Mordserie: 1975-1983/Haft/Heute auf freiem Fuß)
5. Klaus-Dieter St. – Vom Mörder zum Serienmörder (DDR, Bürgel 1982/Haft/Entlassung 1991/BRD, Mordserie: 1991-1993/seit 1993 Haft)
6. Reinhard P. – Der Aufschlitzer von Halle (Mordserie: 1982-1984/Haft)
7. Mario S. – Der Kindesmörder von Neubrandenburg (Mordserie: 1983-1984/noch heute in Haft)
8. Margitta und Manfred Fiedler – Die fünffache Babymörderfamilie aus Wernigerode (Mordserie: 1984-1988/Haft bis 2005)
9. Simone K. – Die vierfache Babymörderin von Leipzig (Mordserie: 1985-1986/Haft/2009 Selbsttötung)
10. Volker Eckert – Der Prostituiertenmörder (DDR, Mord in Plauen, 1974/Haft: 1988-1994/Mordserie in Europa 1994-2006/Selbsttötung 2007)
11. Sabine Hilschenz – Die neunfache Babymörderin von Frankfurt/Oder (DDR, 1988/BRD, Mordserie: 1992-1998/Verurteilung 2005/Haft bis 2015)
12. Wolfgang Schmidt – Der „Rosa Riese“ oder die „Bestie von Beelitz“ (Mordserie: 1989-1991/noch heute Haft)
Nachtrag – Sind Serienmörder resozialisierbar?
Nachwort von Hans Girod
Hardcover, Fadenheftung, 288 Seiten, zahlr. s/w Abbildungen, ISBN 978-3-934277-75-5